Warum Taubenabwehr sinnvoll ist – mit Rücksicht auf Tier und Stadt
- Sandra
- Jul 23
- 3 min read
Tauben gehören in vielen Städten zum alltäglichen Bild. Ihre Präsenz auf Plätzen, Dächern und Fassaden ist weit verbreitet – und wird von manchen sogar als charmant empfunden. Doch eine unkontrollierte Taubenpopulation birgt ernsthafte Risiken für Menschen, Gebäude und die Tiere selbst. Deshalb ist eine sinnvolle Taubenabwehr, die sowohl effektiv als auch tiergerecht ist, ein wichtiger Bestandteil moderner Stadtplanung.
Tauben – keine harmlosen Mitbewohner
Was auf den ersten Blick harmlos erscheint, kann in der Realität weitreichende Folgen haben. Stadttauben vermehren sich schnell und bevorzugen den Schutz von Gebäuden und Nischen, um dort ihre Nester zu bauen. Ohne Regulierung kann es rasch zu einer Überpopulation kommen – mit gleich mehreren Nachteilen:
Gesundheitsgefahr für Menschen
Taubenkot kann eine Vielzahl von Krankheitserregern enthalten – darunter Pilze (z. B. Histoplasma, Cryptococcus), Bakterien wie Salmonellen sowie Parasiten wie Zecken oder Milben. Die Übertragung erfolgt über direkten Kontakt oder eingeatmete Partikel aus getrocknetem Kot. Besonders gefährdet sind immungeschwächte Menschen, Kinder und Senioren.
Schäden an Gebäuden und Infrastruktur
Der Kot der Tauben ist stark ätzend und greift Fassaden, Stein, Metall und Lacke an. Über längere Zeit führt das zu strukturellen Schäden, vor allem an denkmalgeschützten Gebäuden. Nistmaterialien können zudem Dachrinnen, Entwässerungssysteme oder Lüftungsschächte blockieren – mit teuren Folgeschäden.
Das Taubenhaus – und eine wirkungsvolle Alternative
Ein bewährter und tierschutzgerechter Ansatz zur Regulierung von Stadttauben ist der Bau sogenannter Taubenhäuser (auch „kontrollierte Taubenschläge“). Sie bieten den Tieren Schutz, artgerechte Fütterung – und ermöglichen eine kontrollierte Fortpflanzung:
Die Tauben werden gezielt aus sensiblen Bereichen wie Kirchen, Bahnhöfen oder denkmalgeschützten Gebäuden umgelenkt.
Ihre Eier werden regelmäßig gegen Attrappen (z. B. Gipseier) ausgetauscht – so kann sich die Population nicht weiter vermehren.
Die Tiere verbleiben freiwillig im Umfeld des Taubenhauses, wodurch sich unkontrolliertes Nisten an anderen Stellen verringert.
Städte wie Augsburg, Mainz, München oder Basel setzen dieses Modell bereits erfolgreich ein.
Stadtgefieder-Alternative: Regelmäßige Eierentnahme direkt am Objekt
Wenn ein Taubenhaus (noch) nicht vorhanden ist, stellt auch die regelmäßige Entnahme von Eiern direkt an befallenen Objekten eine effektive Maßnahme dar. Dabei werden die Nester in Dachnischen, Gesimsen oder Innenhöfen regelmäßig kontrolliert, und die gelegten Eier fachgerecht entfernt oder gegen Attrappen ersetzt.
Wichtig: Diese Maßnahme muss kontinuierlich durchgeführt werden – nur so kann verhindert werden, dass neue Tauben schlüpfen. Wird sie zuverlässig umgesetzt, kann auch diese Methode die weitere Vermehrung der Tauben wirksam stoppen.
Sie ist besonders dann sinnvoll, wenn es sich um ein einzelnes stark betroffenes Gebäude handelt und noch keine zentrale Lösung (z. B. Taubenhaus) vorhanden ist.
Beide Methoden – das Taubenhaus und die regelmäßige Eierentnahme – setzen auf Populationskontrolle ohne Tierleid und sind mit dem Tierschutz vereinbar, sofern sie sachgerecht durchgeführt werden.
Technischer Schutz: Vernetzungen und Drahtsysteme
Neben tiergerechten Konzepten ist auch der bauliche Schutz ein zentraler Bestandteil der Taubenabwehr – besonders an historisch oder architektonisch sensiblen Gebäuden.
Wie wirken diese Systeme?
Fachgerecht montierte Vernetzungen aus robustem, unauffälligem Netzmaterial werden an gefährdeten Stellen wie Innenhöfen, Dachvorsprüngen oder Balkonen installiert.
Spanndrahtsysteme oder Spikes werden entlang von Simsen, Gesimsen oder Vorsprüngen montiert.
Diese Maßnahmen verhindern effektiv, dass Tauben sich niederlassen oder brüten, indem sie den Anflug und das Landen unattraktiv oder unmöglich machen.
Kein Verletzungsrisiko
Wenn diese Systeme professionell und tierschutzgerecht installiert werden, stellen sie kein Verletzungsrisiko für die Tiere dar. Die Konstruktionen dienen lediglich dazu, den Vögeln den Aufenthalt zu erschweren – sie vertreiben nicht, sie vermeiden unerwünschtes Verhalten wie das Sitzen, Nisten oder Brüten an Gebäuden.
Gerade in Kombination mit Taubenhäusern können solche technischen Lösungen eine nachhaltige, tierschonende Strategie sein, um Gebäude langfristig zu schützen – ohne den Lebensraum der Tiere unnötig einzuschränken.
Fazit: Verantwortungsvolle Abwehr statt Verdrängung
Taubenabwehr ist keine Tierfeindlichkeit, sondern eine notwendige Maßnahme für Hygiene, Gebäudeschutz und Tierwohl. Eine wachsende Taubenpopulation in Städten kann krank machen, teure Schäden verursachen – und auch für die Tiere selbst ungesund werden, etwa durch Überpopulation, Mangelernährung und Parasiten.
Die Kombination aus baulichem Schutz (Vernetzungen, Drahtsysteme), artgerechter Populationskontrolle (z. B. Taubenhäuser) sowie Aufklärung und Reduktion unkontrollierter Fütterung bietet einen nachhaltigen, respektvollen Weg im Umgang mit Stadttauben – für gesunde Tiere und saubere Städte.
Quellen:
Bundesgenossenschaft Bau: Taubenkot – Gesundheitsgefahren, Stadttaubenhilfe Mainz-Wiesbaden: Stadttauben-Management, Wikipedia: Stadttaube, Taubenschlag, Einsatz für Tiere – Konzeptpapier zur tierschutzgerechten Taubenkontrolle
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